Durchatmen. Ein ungläubiger Blick auf die Uhr: es ist Donnerstag, der 18.11. 2021, kurz vorm Abendessen. Steht das da wirklich? Schwarz auf weiß. Nochmal ganz in Ruhe studieren. Das steht da wirklich. Aber berichten auch die großen Zeitungen schon? Handelt es sich vielleicht doch nur um ein Missverständnis? Zack, da kommt der Spiegel-Online-Artikel: SPD, Grüne und FDP einigen sich auf die Legalisierung von Cannabis. Cannabis legal. Es ist also wahr. Oder was hat diese Meldung zu bedeuten?
So oder so ähnlich hat man gestern Abend in der Highway-Redaktion die Nachricht aufgenommen, die unter Cannabis-Freunden einschlug wie eine Bombe. „Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein“, so werden Sprecher der zuständigen Koalitions-Arbeitsgruppe Gesundheit und Pflege von der Funke Mediengruppe zitiert. Nach vier Jahren soll dann die Auswirkungen der Regulierung, ihre Zweckmäßigkeit überprüft werden. Ach ja, und das längst überfällige Drugchecking soll im gleichen Atemzug auch noch legalisiert werden – schon erstaunlich, was auf einmal alles so geht, wenn die CDU nicht mehr mitregiert, nicht?
Es dauert nicht lange, bis sich die News in der Szene wie ein Lauffeuer verbreitet haben. Der Hashtag #Legalisierungkommt trendet auf Twitter und Andreas Müller, Richter aus Brandenburg und zuletzt der wahrscheinlich lauteste und prominenteste Pro-Cannabis-Kämpfer, verkündet feierlich auf seiner Facebook-Seite:
„Wenn die Meldungen, die ich gerade bekomme, richtig sind und die Ampel vernünftig legalisiert, habe ich bald mein Lebensziel, nämlich die Legalisierung von Cannabis, erreicht. Nun müssen alle Verfahren wegen Cannabis gestoppt werden. Und nach der Legalisierung folgt die Rehabilitierung. Wir kämpfen weiter für die Gerechtigkeit und Freiheit. Heute ist ein schöner Tag. L.G.“
Auch, wenn es schwer fällt. Nun heißt es wohl noch einmal geduldig sein, bis weitere Details der Regelung ans Licht kommen – Gelegenheit für schlechte Entscheidungen gäbe es wohl noch mehr als genug. Wie steht es zum Beispiel mit dem privaten Eigenanbau und wie löst man die Führerschein-Debatte? Wie genau sollen diese lizensierten Abgabestellen aussehen und wer wird sie betreiben dürfen?
Oder ist doch alles nur heiße Luft? Denn auch wenn inzwischen Hunderte Medien diese Meldung aufgenommen haben, sie gehen doch alle auf eine einzige Meldung zurück, einfach jeder schreibt von jedem ab. Und wie wir wissen, haben deutsche Journalisten große Probleme, beispielsweise Legalisierung und Entkriminalisierung auseinanderzuhalten. Daher wollen wir uns vorerst nur verhalten freuen und warten ab, bis man sich von offizieller Seite dazu äußert. Und auch wenn es tatsächlich so in den Koalitionsvertrag aufgenommen wird, bedeutet das leider auch nicht, dass es zwingend umgesetzt wird.
Aber egal, ob man es pessimistisch sieht oder lieber freudig nach vorne blicken möchte: Zeit für einen dicken Joint!